„Mit einem Lächeln und Dankbarkeit auf den Lip-pen“ würdigten am Samstagnachmittag Familienangehörige, Freunde und Bekannte sowie ehemalige Schülerinnen und Schüler mit einer Gedenkfeier das Lebenswerk des ehemaligen Schuldirektors Georg W. Kampfer.
Bürgermeister Frank Ulrichs und der Leiter der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Claus Huth würdigten seinen im August verstorbenen Vorgänger als herausragenden Schulleiter, leidenschaftlichen Chronisten und Erzähler, Bewahrer der Geschichte, Naturkundler, weltoffenen Visionär, Rotarier und wichtigen Unterstützer der Norderneyer Inselgemeinschaft. Anhand vieler humorvoller Anekdoten und persönlicher Erinnerungen ließen sie die vielen Stationen seines 84 Jahre währenden Lebens Revue passieren, von seinem Lehramtsstudium in Göttingen, seiner ersten Lehramtsstelle auf Juist und seiner fünfjährigen Arbeit an einer Botschaftsschule im türkischen Ankara bis zu seinem Wirken auf Norderney, wo er 1976 die Leitung der damaligen Haupt- und Realschule übernahm.
„Guter Lehrer sucht gute Schule“ lautete damals die Anzeige, die der damalige Lehrer von Ankara aus aufgab, um sich einen neuen Wirkungsort zu suchen, so Ulrichs und schilderte anschließend, wie Kampfer 3.000 Kilometer von Ankara aus zu seinem Bewerbungsgespräch anreiste, nur um die Fähre nach Norderney knapp zu verpassen. Prompt charterte er ein Flugzeug und erreichte den Termin schließlich noch rechtzeitig. Als mit 35 Jahren noch junger Schulleiter brachte Kampfer sich schnell in die Inselgemeinschaft ein. Von seinem Kollegium wie seiner Schülerschaft forderte er Freiheit, Selbstständigkeit und Verantwortung ein, so Ulrichs, der Kampfer selbst als Schüler erlebt hatte: „Viele haben ihn als Lehrer in Erinnerung, der nicht nur das Klassenzimmer, sondern auch die Gemeinschaft geformt hat. Er sah Bildung als das Fenster zur Welt, er förderte und forderte viel. Das führte zu einer Atmosphäre, in der Lehren und Lernen Spaß machte.“
In seiner 25-jährigen Zeit als Schulleiter war er für die Umwandlung der Haupt- und Realschule in eine Gesamtschule maßgeblich verantwortlich, „bis heute für Norderney ein großer Erfolg“, so Ulrichs. Auch die ersten Schüleraustausche nach Frankreich entstanden unter seiner Leitung. Mit seinem Schülerprojekt „Tombstone Society“ half er bei der Freilegung der Gräber um die Inselkirche und der Neugestaltung des Alten Kirchhofs. Doch auch neben der Schule tat sich Kampfer als Chronist und genauer Beobachter hervor. „Seine Bücher sind eine Hommage an die Eigenheiten der Inselbewohner“, so der Bürgermeister: „Er konnte Geschichte lebendig und humorvoll erzählen und fand Einzelschicksale viel interessanter als erfundene Literatur.“ Einen Dank vom Förderkreis der Norderneyer Schulen verlas Claus Huth. Von der Summe der eingegangenen Trauerspenden könnten etwa sieben Schülerinnen und Schüler ein halbes Jahr lang kostenfrei die Orchesterklasse besuchen. Musikalisch formulierte das KGS-Windorchestra seinen Gruß an den Verstorbenen: „Thank you for the music“.
(aus: Norderneyer Morgen vom 25.11.2024)